Was motiviert das Gehirn zum Lernen?
Der Tag startet gut. Ihr Kind freut sich auf den neuen Schultag. Herausforderungen meistert es spielend. Ist das die Regel oder eher die Ausnahme?
Kinder sind von Natur aus neugierig, möchten wissen, wie Lesen, Schreiben und Rechnen funktionieren. Dafür strengen sie sich an, verschmerzen Fehler und sind stolz über Fortschritte und ihre Erfolge.
Oft ist zu beobachten, dass die anfängliche Begeisterung irgendwann auf der Strecke bleibt. Trödeln, Nörgeln, Langeweile, Tränen, Bauchschmerzen... die Schule wird zur täglichen Herausforderung für Ihr Kind und auch für Sie. Die Abwärtsspirale kann ein Kind soweit runter ziehen, bis es eher das Fürchten vor der Schule lernt, als Lesen, Schreiben oder Rechnen.
Es gibt unterschiedliche Ursachen, die dazu führen, dass Kindern das Lernen einfach nicht gelingt und sie in eine negative Grundstimmung geraten können. In diesem Artikel werden Sie erfahren, dass herausfordernde Situationen eine wichtige Grundbedingung für gelingendes Lernen sind und dass Wohlbefinden und Erfolgserleben dabei wie ein „Lernturbo” wirken.
Ein Blick in das menschliche Gehirn verrät uns, warum über diesen Weg erfolgreiches Lernen gelingen kann:
Stehen wir vor einer Herausforderung, die uns weder unter- noch überfordert, löst das ein Signal in einem Teil des emotionalen Systems unseres Gehirns1 aus, welches daraufhin den Botenstoff Dopamin freisetzt. Das Dopamin versorgt die Denk- und Kontrollregion im Gehirn und sorgt dafür, dass wir konzentriert und aufmerksam die Herausforderung lösen und überwachen können und unsere Emotionen unter Kontrolle haben. Soweit, so gut! Es gibt noch eine Steigerung in diesem Prozess, der als Türöffner für erfolgreiches Lernen gilt.
Besser als erwartet, löst einen Lernturboeffekt aus.
Ein kleiner Kern2 tief unten, mitten im Gehirn wird ebenfalls mit Dopamin versorgt. Aber erst, wenn die Herausforderung besser als erwartet gelöst wird, ist er hellwach und öffnet die Schleuse für endogenes Dopamin. Hirnforscher nennen dies Belohnungssystem3. Ein Lernturboeffekt wird gestartet. Dieser ermöglicht, dass Erfahrenes bzw. Gelerntes mit hoher Wahrscheinlichkeit weiterverarbeitet und abgespeichert wird. Dieser Kern wird auch dann hellwach, wenn wir in angenehmer Umgebung sind oder einen netten Blickkontakt empfangen. Um sich den Effekt gut vorstellen zu können, denken Sie einmal über folgendes nach:
Sie kennen das Glück, ein Stück zartschmelzende Schokolade zu kosten? Während Sie genüsslich essen, öffnet Ihr Gehirn seine Schleusentore, um Dopamin im Belohnungssystem zu verteilen4. Sie werden sich immer daran erinnern können, welch ein Genuss es ist, ein Stück Schokolade zu verzehren. Würden Sie das gerne wiederholen? Süchtig auf Schokolade? Auch das kennen wir.
Und jetzt stellen Sie sich vor, dass auch Ihr Kind dazu fähig ist, süchtig auf Lernen zu werden! Dieser Lernturboeffekt macht süchtig und sucht nach Wiederholung. Seien Sie dabei behilflich, dass Ihr Kind wieder gerne lernt.
Hilfen
Sie wissen nun: Stellt Lernen eine Herausforderung dar, ist ein Mensch in der Lage konzentriert und selbstgesteuert zu arbeiten. Zudem ist der Mensch mit einem äußerst effektiven System, dem Belohnungssystem, ausgestattet. Wenn Ihr Kind seine Neugierde befriedigen kann, wohlwollend behandelt wird und Erfolge in der Schule hat, dann hat es einen der Schlüssel zum erfolgreichen Lernen. Sie brauchen nichts zu tun, damit Ihr Kind motiviert lernt. Was jedoch ist zu tun, wenn Ihr Kind diese innere Motivation nicht mehr hat und unter Stress und Leistungsdruck leidet?5
Gestalten Sie die Hausaufgaben oder Lernsituation so, dass Ihr Kind eine schöne und ruhigen Atmosphäre erlebt und den Lernturbo nutzen kann. Führen Sie Rituale ein, diese sind gute Stresskiller. Vielleicht liebt Ihr Kind Hausaufgaben zusammen mit einer leckeren Tasse heißen Kakaos.
Gehen Sie auf das Bedürfnis Ihres Kindes ein, es braucht Ihre Anerkennung, Geduld und Liebe, auch und gerade wenn etwas schief läuft.
Wecken Sie Hoffnung: Welche Ziele kann Ihr Kind erreichen, ohne unter- oder überfordert zu sein. Machen Sie aus einem großen Ziel (Beispiel: eine 3 in Deutsch erhalten) kleine Teilziele: z.B. 1. Groß- und Kleinschreibung üben, 2. langes i üben; 3. täglich Lesen usw. Ihr Kind muss wieder an sich glauben können. Das kann ich schaffen! Die Hoffnung verstärken durch ernstgemeintes Lob bei Fortschritten.
Üben Sie Feedback: Bei Erfolgen oder Misserfolgen will jeder gerne wissen, „Woran hat es gelegen?” Seien Sie aufrichtig dabei. Wenn die Ursache des Misserfolges veränderbar ist und die Ursache bei dem Kind selbst liegt, ist das eine große Hilfe für Ihr Kind, sich wieder Herausforderungen zu stellen, die Hoffnung ist geweckt und Ihr Kind geht mit positiver Erwartung in die Schule.
Hat Ihr Kind Erfolge erzielt, geben Sie auch dazu ein Feedback, neben einem dicken Lob geht es auch um die Frage, ob es fleißig gelernt hat. Das spornt an, sich wieder anzustrengen.
Fördern Sie die Neugierde: Sprechen Sie mit Ihrem Kind über Interessantes und Wissenswertes. Gehen Sie in Bibliotheken, Museen oder in den Zoo. Je mehr ein Kind weiß, desto mehr Neugierde hat es auf Neues (z.B. wenn Ihr Kind 14 Bundesländer kennt, möchte es die fehlenden zwei Bundesländer auch noch kennenlernen.)
Üben Sie Dankbarkeit: Als tägliches Ritual einführen: Jedes Familienmitglied erzählt beim Abendessen drei Dinge, für die es dankbar ist. Dieses Ritual wird den Blick öffnen für das Gute im Leben, es verändert die Denkweise, der unter Stress und Lerndruck oft nicht mehr positiv ist. Damit stärken Sie auch den Lernturboeffekt.
Diese Beispiele sind nur ein Ausschnitt von vielen weiteren Möglichkeiten, mit dem Sie Ihr Kind zu unterstützen.
Vielleicht haben Sie schon einiges ausprobiert und die Motivation zum Lernen hat sich nicht eingestellt. Da es viele Ursachen gibt, die zu Lernschwierigkeiten führen, berate ich Sie gerne weiter in einem erst unverbindlichen und kostenlosen Gespräch.